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Nein, diesmal werde ich nicht die neuesten Hotspots von Paris ausprobieren. Ich habe genug vom modernen Zeitgeist auf dem Teller. Ich brauche Pause von abenteuerlichen Kombinationen und Miniatur-Zutaten, genug von Streifen und Tupfen, die in ihrer schieren Menge und Vielfalt den Gaumen zuweilen überfordern. Ich will auch keine Crosne, Chawanmushi & Co. vorerst mehr und erst recht keine Speisekarten, bei denen ich – um die neuesten Produktentdeckungen des Küchenchefs zu verstehen – mehr Zeit mit Googeln verbringe, als mit Essen und Genießen. Also auf ins historische Relais Louis XIII im betriebsamen Pariser Viertel St. Germain.
Lage
Das Restaurant liegt in einem alten Gemäuer mit Holzbalken und Bleiglasfenstern, die Tische sind mit feinem Leinentuch bis zum Boden eingedeckt, das Porträt von Louis XIII an der Wand im vorderen, größeren Raum darf natürlich auch nicht fehlen.
Das Louis XIII ruht auf den Relikten des Klosters „Grands-Augustins“, das im 13. Jahrhundert erbaut wurde. An diesem Ort wurde Ludwig der XIII zum König erkoren und gleich gegenüber bewohnte Pablo Picasso für einige Jahre ein Appartement.
Gastgeber
Der Tisch im Relais war für 19 Uhr reserviert, wir waren zwei Minuten zu früh da. Eine freundliche Dame verwies uns und ein japanisches Paar des Wartens vor der Tür. Sehr befremdlich! Kurz nach 19 Uhr wurde uns Einlass gewährt. Küchenchef Manuel Martinez empfängt seine Gäste per Handschlag am Eingang. Seit 21 Jahren kocht er in seinem „Relais“, früher mit zwei heute mit einem Michelin-Stern bewertet.
Cuisine
Unverkennbar sein Faible für Saucen mit denen er gekonnt stets ein Produkt in Szene setzt. Ja und er kocht – von vielen verpönt – mit Sahne und Butter – wunderbar! Trotzdem wirken die aromatisch-ausgewogenen Saucen nicht schwer. Die feine Gemüsesuppe verbarg sich unter einem Sahnehäubchen – wie zu Omas Zeiten. Die beiden großen Raviolibälle gefüllt mit Foie Gras und Hummer badeten in einer schmackigen Steinpilzsauce.
Keine leichte Kost war die Rinderleber, die zu Haché zerkleinert und als dicke Scheibe zusammengefügt unter einer dunklen, delikaten Sauce daherkam. Auch wenn es schon länger her ist: Martinez hat einige Jahre im legendären Tour d’Argent in Paris gearbeitet, deshalb ist seine Vorliebe für Challans-Enten vom Züchter Burgaud nicht verwunderlich. Zum Dessert – auch ein Klassiker auf der Karte – gab es ein zart geschichtetes Millesfeuille mit Bourbon-Vanillesauce. Ein umfangreiches Weinbuch, zum Teil von Hand geschrieben, lädt zu ausgiebigem Stöbern ein.
Murmelz Vote
Ein historischer Ort. Perfekt für ein Dinner zu zweit oder auch, um die Familie auszuführen. Wunderbar altmodisch ohne verstaubt zu sein. Klassisch-französische Küche.
LE RELAIS LOUIS XIII
8, rue des Grands-Augustins I F-75006 Paris I France
+33 (0) 1 43 26 75 96 I contact@relaislouis13.com I www.relaislouis13.com
Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag: 12:15h – 14:30h & 19:30h – 22:30h, im August geschlossen.