Es ist erst sieben Uhr am Morgen und auf dem Platz vor der mächtigen Kathedrale in Selva geht es noch ruhig zu. Im Café schlürfen drei Mallorquiner schweigend ihren cortado, ihren Espresso mit Milch. Die Türen des Rathauses sind weit geöffnet: Antonia und Tochter Gabrielle machen Frühjahrsputz. Es duftet aus dem kleinen Bäckerladen, der alles bietet, was man für ein kleines Frühstück braucht: Baguettes, Croissants, Donuts und leckere Kekse.
Selva ist ein Ort mit rund 3000 Einwohnern, idyllisch gelegen, hinter dem sich schroff und majestätisch des Tramuntana Gebirge erhebt. Und Selva ist zur Pilgerstätte für Gourmets geworden. Seit Marga Coll im Jahr 2012 ihr 150 Jahre altes Elternhaus renovierte und nun im ehemaligen Esszimmer ihre rund 30 Gäste bewirtet. Bei schönem Wetter wird der Gast auf die liebevoll mit viel Blumen dekorierte Terrasse des „Miceli“ Platz gebeten – der atemberaubende Blick ist gratis.
Jeden Morgen fährt Marga Coll zum Markt ins fünf Kilometer entfernte Inca und kehrt mit prall gefüllten Körben zurück. Erst dann macht sie sich Gedanken, was am Abend (im Winter auch mittags) aufgetischt wird. Das Ergebnis trägt der umsichtige Herr im Service vor. Eine Speisekarte gibt es nicht. Er fragt nach Allergien und Abneigungen und dann geht es auch schon los mit dem wahlweise fünf- oder sieben Gänge-Menü. Coll ist ein Kind ihrer Heimat. Sie hat ihr Handwerk in verschiedenen Restaurants auf der Insel gelernt. Klar kocht sie mallorquinisch, aber sie schafft den Spagat zwischen modern interpretierter Inselküche und Haute Cuisine.
Als Gruß aus der Küche kommt pa amb oli auf den Tisch, in Miniwürfel geschnittenes geröstetes Weißbrot mit ebenso kleinen Tomaten und Schweinefleisch abgerundet mit Öl und Salz. Köstlich anschließend die knackigen Teigrollen gefüllt mit boquerones, kleine Anchovis, serviert mit einem Dip aus Limettenmayonnaise. Ein Genuss das hauchdünne Teigschiffchen coca mit Pimentospaste eingerieben und mit Rucola und zarten Makrelenfilets belegt. Rustikal kommt der Eintopf mit Tintenfisch, Hühnchen und sobrasada – (Wurst aus Schweinefleisch) Fleischbällchen daher.
Etwas enttäuschend dann der Hauptgang. Trockenes Spanferkel mit einer Sauce aus dreierlei Senfen. Bei den Desserts lief die Küchenmannschaft wieder zur Hochform auf – der vermeintlich luftig-leichte Cheesecake war zum Niederknien. Die Weinauswahl? Ordentlich mit überwiegend spanisch und mallorquinischen Tropfen zu sehr moderaten Preisen.
RESTAURANTE MICELI
c / àngels, 11, Selva, Mallorca I +34 971 87 37 84
reservas@miceli.es I www.miceli.es
Menüpreise: 31 und 39 €