Mal mediterran, mal orientalisch, mal bayerisch – Sternekoch Ali Güngörmüs vom Pageou in München ist ein geschickter Wanderer zwischen kulinarischen Welten.
Zum jährlichen Meinungsaustausch mit einem meiner Kritiker-Kollegen, Thomas K. ehemaliger, langjähriger Tester beim Gault Millau, trafen wir uns im Restaurant Pageou in München. Eigentlich sollte es ein kurzer Business-Lunch werden, das Mittags-Angebot zwei Gänge für 35 Euro war verlockend. Doch nachdem wir die Karte mit den insgesamt acht Vor- und Hauptspeisen studiert hatten, war eines klar: Liest sich alles so wunderbar und da sollten wir möglichst viel probieren.
Jeder Gang (auch die Grießknödel mit geschmorter Pflaume und Haferflockeneis) kann klein oder groß, als Vor- oder Haupt- oder eben auch als Dessert verspeist werden, das ließ uns die freundliche Servicedame wissen. Dankbar über so viel Flexibilität bestellten wir tomatisierten Bulgur mit Minze aufgepeppt, mit Apfel aufgefrischt und mit der Crème de la Crème, einem Granatapfeljoghurt, getoppt. Ali Güngörmüs Heimat lässt grüßen.
Hauchdünn gehobelte Ananasscheiben verhüllten beim nächsten Gang die kleinen frischen, knackigen Garnelen, komponiert mit einem Hauch von Curry und Koriander. Nur das Sesamstäbchen (Grissini auf türkisch) trägt nicht zwingend zur geschmacklichen, höchstens zur optischen Aufwertung dieses soliden Gerichtes bei. Aber sei es drum – man kann es auch beiseitelegen.
Im Austarieren von Aromen sind Güngörmüs und seine Crew richtig gute Akrobaten. Die perfekt gebratenen Jakobsmuscheln vom Grill thronten auf einem kleine Hügel Brunnenkresse-Risotto, dessen Konsistenz und Würze – weder zu körnig, noch zu matschig – perfekt war und vom süß-sauren Geschmack einer Aprikose ideal flankiert wurde. Und weil der Küchenchef zwar gebürtiger Türke, aber in Bayern viel Zeit bei seinen Lehrmeistern im Tantris und Ederer verbracht hat, serviert er ein regionales Gericht: Ente – die wiederum hat er aus Hamburg aus den Vierlanden mitgebracht – mit Feigenrotkohl und Blumenkohlcreme.
Heidi Klum hätte für das Geflügelteilchen mit Sicherheit ein Foto gehabt – so lecker krosse Haut und zartes Fleisch gibt es selten unter diesen gefiederten Zeitgenossen. Und auch der Lachs, inzwischen selten mit Modelqualitäten zu genießen, war ein echtes Sahneschnittchen. Dem zarten Fisch hatte Güngörmüs Knusperflakes auf den Buckel gestreut. Dazu gab es Ponzu und Miso – Güngörmüs kann nicht nur türkisch und deutsch, er kann auch asiatisch.
Mit 35 Euro pro Person kamen wir nicht aus – jeder weitere Gang wurde mit zwölf Euro berechnet – ein fairer Preis. Die Gesamtsumme inklusive einem kräftigen Riesling von Fritz Haag und vier Gläsern Ayala Champagner – darüber reden wir lieber nicht.
Murmelz Vote: Jedes Gericht in Ali Güngörmüs Pageou war stimmig und handwerklich perfekt, lebte mal von Harmonie, mal von Kontrasten – wie im richtigen Leben. Keine kreativen Höhenflüge, aber überzeugende kulinarische Freuden kredenzt von netten und humorvollen Menschen im Service.
PAGEOU
Kardinal-Faulhaber-Str. 10 | 1. OG I D-80333 München
+49 89 24 23 13 10 I info@pageou.de I www.pageou.de
Öffnungszeiten / Küche:
Dienstag – Freitag 12 – 14:30 Uhr & 18:30 – 22 Uhr
Samstag 12 – 15 Uhr & 18:30 – 22 Uhr
Reservierungen können über die Website online vorgenommen werden.
1 Kommentar
Liest sich verlockend und sieht auf den Bildern klasse aus. Ob ich aber Haferflockeneis probieren wollte? Hmm… 😉
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